Hohe Dämme und die Verzweigung der Loire in Kanäle kündigen Orleans (km 633) an. Langsam treiben wir die Flusspromenade entlang, die Kathedrale St. Croix im Blick. Im Stadtbereich halten wir vor der 3. Brücke, ein kräftiger Schwall zwischen den Steinpfeilern muss besichtigt werden. Die Wellen im Auslauf sind ziemlich wuchtig. Wir ziehen die Spritzdecken auf und nehmen die Durchfahrt in der Mitte. Was auffällt: Kein Müll in und unterhalb der Stadt.
Auf einem Schotterspitz machen wir Mittagspause. Auf der Insel gegenüber bestimmten und sammeln zwei Biologen Kräuter. Das Wasser hier ist ganz klar, die weit gefächerte Auenlandschaft wie ein riesiger lebendiger Organismus, in dessen gesunden Adern wir Kraft tanken dürfen.
Die Suche des Zeltplatzes, unseres vorläufigen Endpunktes gestaltet sich als langwierig. Dichte Ufervegetation und ein mit den Jahren vielleicht unsicher gewordener DKV-Führer sorgen für Anspannung, auch die digitale Karte am Outdoor-Phone hilft kaum weiter, Saint Ay (km 648) vom Fluss aus zu finden. Nach mehrmaligem Aussteigen finden wir endlich einen entsprechenden Wegweiser. Da Saint Ay gefunden ist, kann die Suche des Campingplatzes beginnen, endlich sehen wir nach einigen inspizierten Wiesen am Ortsende die typische Kulisse der mobilen Reisenden.
St. Ay |
Es braucht seine Zeit, bis man sich in eine Gegend einfühlen kann, von der man einige Vorstellungen hat, aber im Grunde wenig weiß, deren Sprache man nicht spricht. Wenn man Geduld mit sich selbst und mit anderen aufbringt, wendet sich alles am Ende immer zum Guten. Es wird einem dann wie von selbst entgegen gebracht, als farbenfroher Abschluss einer Reise voll Regen mit anschließendem Sonnenschein. Man muss Geduld mit sich selbst und anderen haben. Dieses stille Resümee ging mir seit der verträumten, wilden Insel durch den Kopf. Ich nenne sie von jetzt an die Insel der Geduld.
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