Fulda - Weser und Loire

Mittwoch, 18. Juli 2012

Von der Insel der Geduld bis Saint Ay

Es wirkt vielleicht monoton, dauernd die Wetterlagen zu erwähnen, aber die Tatsache, dass der Himmel blau ist und am Morgen Sonnenstrahlen durch die Zeltöffnung fallen, ist einfach göttlich. Die umgebende Natur lässt uns früh wach werden, wir haben eine letzte Etappe von 31 km vor uns. Es ist der herrlichste Tag unserer Reise. Prächtige Vogelschwärme in einer weit verzweigten Wasserwelt mit Inseln und malerischen Dörfern.



Hohe Dämme und die Verzweigung der Loire in Kanäle kündigen Orleans (km 633) an. Langsam treiben wir die Flusspromenade entlang, die Kathedrale St. Croix im Blick. Im Stadtbereich halten wir vor der 3. Brücke, ein kräftiger Schwall zwischen den Steinpfeilern muss besichtigt werden. Die Wellen im Auslauf sind ziemlich wuchtig. Wir ziehen die Spritzdecken auf und nehmen die Durchfahrt in der Mitte. Was auffällt: Kein Müll in und unterhalb der Stadt.

  Auf einem Schotterspitz machen wir Mittagspause. Auf der Insel gegenüber bestimmten und sammeln zwei Biologen Kräuter. Das Wasser hier ist ganz klar, die weit gefächerte Auenlandschaft wie ein riesiger lebendiger Organismus, in dessen gesunden Adern wir Kraft tanken dürfen.


Die Suche des Zeltplatzes, unseres vorläufigen Endpunktes gestaltet sich als langwierig. Dichte Ufervegetation und ein mit den Jahren vielleicht unsicher gewordener DKV-Führer sorgen für Anspannung, auch die digitale Karte am Outdoor-Phone hilft kaum weiter, Saint Ay (km 648) vom Fluss aus zu finden. Nach mehrmaligem Aussteigen finden wir endlich einen entsprechenden Wegweiser. Da Saint Ay gefunden ist, kann die Suche des Campingplatzes beginnen, endlich sehen wir nach einigen inspizierten Wiesen am Ortsende die typische Kulisse der mobilen Reisenden.

St. Ay
Der Platz ist sauber, ruhig und naturbelassen. Wir erkunden den Ort, lassen uns in Geschäften Bus- oder Bahnverbindungen nach Orleans geben und freuen uns über die Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Den Abschluss unserer Fahrt feiern wir bei einem ausgiebigen chinesischen Buffet. 

Es braucht seine Zeit, bis man sich in eine Gegend einfühlen kann, von der man einige Vorstellungen hat, aber im Grunde wenig weiß, deren Sprache man nicht spricht. Wenn man Geduld mit sich selbst und mit anderen aufbringt, wendet sich alles am Ende immer zum Guten. Es wird einem dann wie von selbst entgegen gebracht, als farbenfroher Abschluss einer Reise voll Regen mit anschließendem Sonnenschein.  Man muss Geduld mit sich selbst und anderen haben. Dieses stille Resümee ging mir seit der verträumten, wilden Insel durch den Kopf. Ich nenne sie von jetzt an die Insel der Geduld.

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