Fulda - Weser und Loire

Dienstag, 10. Juli 2012

Never more Nevers?

Am Vortag hatten wir eine Boulangerie ausfindig gemacht und nun machen wir uns zeitig in der Früh auf den Weg, frische Baguettes zu holen. Frische Baguettes, die Leibnahrung der Franzosen bekommt man immer. Aber wir müssen feststellen, dass man bezüglich der sonstigen kulinarischen Genüsse in der Region ziemlich lange suchen und vorplanen muss. Gestern hat sich immerhin das Mysterium der ewig geschlossenen Gastronomie ein wenig erhellt, indem wir an einer Pizzaria Öffnungszeiten gefunden haben. Zudem fragten wir einen jungen Kneipenbesitzer aus, der ein wenig Englisch sprach. Er erklärte uns, dass nur über Mittag und am Abend ab ca. 19 Uhr die Küche aktiv ist. So ähnlich dürften es viele Restaurants halten.
Über die Steinbogenbrücke in die Altstadt

Na toll, hier pfeift man auf den Tourismus. 

 Bei unserer Rückkehr zum Campingplatz dominiert ein Polizeiaufgebot das Geschehen. Geschädigte werden vernommen. In der Nacht hatte eine Diebsbande 6 Zelte plus einen Caravan aufgeschnitten, Geld und Wertsachen entwendet. Auch deutsche Urlauber stehen enttäuscht herum und warten darauf, ihre Aussage machen können. Wir fragen, was geschehen sei. Die Diebe hatten lautlos die Zelte der Kids aufgeschnitten, da sie wussten, dass Urlauberkinder meistens neben ihren IPods, Phones usw. schlafen. Ein Paar aus Großbritannien hat es ebenfalls dumm erwischt. Zelt aufgeschnitten, die Brieftasche unter dem Kopf des schlafenden Mannes hervor gezogen. Darin befanden sich auch die Fahrzeugschlüssel des teuren BMW, der mit Alarmanlage wie eine uneinnehmbare Festung dasteht, viele notwendige Dinge vorsorglich darin versperrt. Die Fahrzeugschlüssel sind weg und die Bestohlenen dürfen den Wagen nicht aus dem Auge lassen, denn es wäre ja möglich dass sich die Diebe den auch noch holen. 
Nach einer Statue in der Kathedrale

Für einige Urlauber ist die unangenehmste Sache das zerschnittene Zelt, denn es regnet in diesen Tagen recht oft. Durch den gemeinsamen Schaden rücken manche ein wenig zusammen, sie helfen sich gegenseitig, stellen Autos zur Verfügung. Einige Paddler, die hier einsetzen, finden so zusammen und sie reisen gemeinsam weiter. Der Platz leert sich schnell wieder. Uns haben die Diebe links liegen gelassen. War Glück, aber wir sind vor gewarnt. 

Der Tag verläuft mit Besichtigungen, wir nehmen uns noch einmal die Kathedrale vor, erkundigen uns nach den Zugverbindungen, der Bahnhof ist leicht zu erreichen und ganz oben auf der Agenda -  eine pünktliche Pizza zu Mittag. Später wandern wir noch 6 km zum Intermarché am Stadtrand und decken uns für die weiteren Tage ein und ersetze die verlorene Sonnenbrille. 

Der Abend im Waschraum ist besonders erfrischend. Rechts und links in den Duschkabinen rumorende Kinder, die sich schreiend unterhalten und Shampooflaschen unter mir durch schießen. Manchmal zielen sie schlecht und ich kann sie dann freundlich nach nebenan passen. Meine Revanche besteht darin, dass ich eine der umkämpften Steckdosen belege und mein Telefon  in einer Kabine komplett auflade. 

Nachdem ich diese kleine Duschraumhölle verlassen habe, fallen mir zwei rauchende Gestalten auf, die im Dunkeln von einer Geländestufe die neu hinzugekommenen Wohnmobile und Zelte observieren. Ich schlendere auf sie zu. Sie bemerken mich, werfen die Zigaretten weg und ziehen sich zwischen dunkle Caravans zurück. Ich folge ihnen in einigem Abstand durch die Dunkelheit und sehe, wie sie sich an der geschlossenen Rezeption vorbei aus dem Campingplatz verdrücken. Im Schein der Straßenlampen sind sie genau zu sehen und nun gehe ich vorsichtig durch Schatten verdeckt auf den Schranken zu. Unschlüssig stehen sie an der Kreuzung, zwei dunkle, gedrungene Typen in zerschlissenen Trainingsanzügen. Sie schauen sich kurz herum, dann verschwinden sie Richtung stadtauswärts. 

Ist schon sehr dreist, dass die heute wieder gekommen sind. Ich verändere das System unserer Gepäckverteilung und baue aus Schnüren kleine Alarmanlagen. Auch die Boote werden speziell gesichert. Ob es im Fall des Falles wirklich helfen würde, das mag offen bleiben. Ein wirklicher Schutz bleibt hier nur die Wachsamkeit. 

So wie wir einige Schattenseiten mitbekommen, sammeln sich auch viele positive Eindrücke an. Wir erleben die Franzosen im Allgemeinen als sehr diszipliniert, freundlich und hilfsbereit. Wir bemühten uns redlich ein paar Worte französisch zu sprechen und das Gesagte zu verstehen. Das funktioniert eigentlich ganz gut. Jeden Tag lernen wir etwas dazu.

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