Fulda - Weser und Loire

Montag, 16. Juli 2012

Von Gien bis Sully-sur-Loire

"I like this Monday" - ist Gien bei Sonne schön! Der Himmel strahlend blau bei abwesenden Wolken. Wie vom Platzmeister angekündigt, trottet zeitig in der Früh eine Herde Schafe durch den Uferbereich des Zeltplatzes, blökend und bimmelnd mengen die harmlosen Tiere sich in das morgendliche Geschehen.

Schafherde am Zeltplatz
Der Anblick der ziehenden Herde im scharfen Morgenlicht ist einfach großartig. Ein stattlicher Ziegenbock fordert gleich einmal vehement ein Extra-Frühstück. Manche der Campinggäste kommen aus ihren Caravans und Zelten herunter, fotografieren schwarze und weiße Schafe mit ihren herzigen Lämmern. Etliche der Tiere hinken leider, was entweder auf Huffäule oder sehr brutalen Hufschnitt hindeutet. Nach einer Weile kommt der alte Schäfer nach, mit Hut, Bart und Stock, kommandiert seine 3 Hunde, welche flink und chaotisch enthusiastisch ihre Arbeit verrichten.

Nach der Herde ziehen auch wir langsam ab, paddeln hinüber zum Áchan, wo wir frisches Wasser kaufen. An diesem Tag stehen 22 km mit einer Wehr bei einem weiteren Atomkraftwerk (km 573) am Programm. Die Gegend ist sehr flach und das Kraftwerk weithin sichtbar. Als wir nach 9 km dort anlangen, gestaltet sich die Prozedur des Umtragens nicht so weit und schwierig, wie im Flussführer beschrieben. Es ist sicher eine Frage des Wasserstandes. Ein unbeladenes Boot hätte man vielleicht ohne Probleme über die flache Betonrampe am linken Ufer treideln können. Ich inspiziere die Stelle genauer, leider befinden sich im Beton viele Eisenteile, die ein Boot schwer beschädigen könnten. Es lässt sich nicht genauer ersehen, was sich unter dem harmlos wirkenden Wasserschwall sonst noch befindet.

Boat-Power
Wir gehen auf psychologische Distanz zu dem unsympathischen Atommeiler und finden auf einer romantischen Schotterinsel einen schönen Platz zum Grillen. Dieses Nebeneinander von technischen Großanlagen und ziemlich sauberer, artenreicher Natur wirkt sehr fortschrittlich, waeren da nicht diese ungelösten Probleme der Kernenergie wie Müllentsorgung, GAUs und menschliche Unzulänglichkeit. Um diesen Kontrast zu unterstreichen, lassen sich an diesem Tag mehrere Seeadler erblicken. Wir verhalten uns wie Treibgut und können sie mit dem Feldstecher ausgiebig beim Jagen und Baden beobachten.

Mit viel Sonne und Gegenwind erreichen wir Sully-sur-Loire (km 587). Ein eindrucksvolles Loire-Schloss dominiert die Stadtansicht am linken Ufer.

Der beschriebene Campingplatz vor der Brücke gleich beim Schlosspark existiert jedoch nicht mehr. Die Herumfragerei und Suche nach dem alternativen Platz hat viel Zeit gekostet, zudem die Boote weit draußen auf einer seichten Schotterbank liegen bleiben müssen. Der aktuelle Platz befindet sich am rechten Ufer ca. 100 Meter unterhalb der aufgelassenen Eisenbahnbrücke und ist vom Fluss aus kaum zu sehen. Es gibt keine reguläre Bootsrampe, die Suche nach einem brauchbaren Ausstieg erfordert Phantasie.
Blick auf Sully

Es ist ein sehr großer Platz mit viel Betrieb, die sanitären Anlagen sind dagegen unter dimensioniert. Die entsprechende Geruchsentwicklung hält trotzdem viele Urlauber nicht davon ab, vor allem bei den Damen, sich hier vor der Toilette anzustellen. Ich halte es für ratsamer, dem Fitnesspfad in den Wald zu folgen und dort in einem entlegenen Winkel mein Geschäft zu erledigen.

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