Erwachen in Sully-sur-Loire. Morgenwäsche in dem etwas beengten Waschraum des Campingplatzes. Wir wollen vor der Abfahrt einen Rundgang durch die Stadt machen. Der graue Himmel zieht wieder ein wenig Melancholie über die Landschaft. Berufsverkehr donnert über die Brücke, hallt von den Steinmauern des Loireschlosses als Noten des Arbeitstages. Wir finden einen Supermarché, besorgen Brot und Baguette in einer Boulangerie.
Zurück zum Platz, Frühstück. Die Radler und Jugendgruppen bauen bereits ab. Ein wenig weiter entdecke ich deutsche Paddler mit schnittigen Booten auf den Dächern großräumiger Fahrzeugen vor dem gemieteten Bungalow und erfüllen das Klischee betuchter Touristen.
Schließlich schieben auch wir den Kanadier durch seichtes Wasser in die Loire. 28 km bis Saint Denis sind geplant. Wir machen anfangs Kilometer, sehen uns die vielen Vogelschwärme, durchmischt mit Möwen, Reihern, Kormoranen an.
Später beobachten wir einen Seeadler, der erfolgreich einen Fisch fängt. Er zieht über uns hinweg, seine Beute trägt er wie einen silbernen Torpedo hoch in die Luft. Bis Châteauneuf (km 607) ist die Flusslandschaft besonders idyllisch. Viele seicht überspülte Schwallstrecken. Sonne und Gegenwind.
An unserem Ziel, links St. Denis und rechts Jargeau (km 615) nehmen wir unter der Brücke den Schwall ganz rechts und suchen danach den beschriebenen großen Campingplatz am linken Ufer. Wir stoßen dort am Strand auf einen wahren Volksauflauf, eine organisierte Strandparty. Wir haben keine Lust, bei dem Gewühl anzulegen, vom Campingplatz ist nichts zu sehen. Langsam treiben wir vorbei und spähen nach Zelten oder Wohnwägen. Vielleicht ist der Platz etwas weiter unten? Nichts zu erkennen, die Ufervegetation ist zu dicht. Vom Strand rufen einige Jugendliche zu uns herüber, "Aleman-Deutsche-Scheiße!" Wir haben nun genug von diesem Ort und suchen in sicherer Entfernung einen wilden Platz.
Einige km weiter werden wir auf einer Insel fündig. Sie bietet eine versteckte, ebene Fläche hoch über dem Wasser, langes weiches Gras, umgeben von Büschen und Bäumen, vom Ufer aus nicht einsehbar. Von irgendwo wirken schöne Klänge versöhnlich auf uns, wie eine liebliche Willkommensmusik. Ich suche mit dem Fernglas die Ufer ab. Einen knappen km weiter unten am rechten Ufer probt eine kleine Hornbläserkapelle. Ein paar Männer stehen vor einem Van und spielen eigentümliche mittelalterliche Klänge über den Fluss. Zwischen den Stücken gibt es Pausen, es dürfte ein wenig Bier oder ähnliches fließen. Gegenüber der Insel entspannt sich gerade am Strand eine junge Mutter mit zwei Kindern in der Abendsonne. Hier fühlen wir uns sicher.
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