Bis zum Einsetzen am anderen Ufer müssen die Boote mit Ausrüstung über die Steinbogenbrücke gebracht werden. Das volle Kanu im Straßenverkehr am Rande der Altstadt erzeugt erstaunte Gesichter. Der Bootswagen fängt ordentlich zu quietschen an. Immer im richtigen Moment geht ihm das Fett aus! Der viele Sand hat das Öl eliminiert. Ich nehme auf die Schnelle ein wenig Butter.
Wir überholen schnell eine Gruppe Franzosen in Leihkanadiern, ab und zu regnet es leicht und wir kommen nun in einen wunderschönen Flussabschnitt. Der Zufluss der Allier schafft ein interessantes Armsystem, das Flussbett ist sehr breit und flach, mit Auwäldern rechts und links.
Als Höhepunkt des Tages suchen wir einen trockenen und windgeschützten Platz zum fleischlosen Grillen. Eine kleine sandige Bucht bietet den notwendigen Schutz. Die Bucht entpuppt sich als trocken liegender Seitenarm. Man kann auf liegenden Baumriesen ausreichend windgetrocknetes Feuerholz abernten. Kaum sind unsere Sachen ausgepackt regnet es wieder, so rücken wir unter das Blätterdach eines Baumes und in kurzer Zeit ist das Feuer groß genug, damit es uns wärmt und trocken hält.
Der Regen ist nicht ausgiebig genug, sodass das Wasser weiter steigen würde. Im Gegenteil, es scheint zurück zu gehen, oder es hat hier einfach mehr Platz. Noch sind alle Schotterbänke überschwemmt, die vermutlich bei normalem Wasserstand frei liegen würden. Es ist trotzdem notwendig, den subtilen Schlangenlinien der Haupt-Strömung im Flussbett zu folgen, da man sonst leicht in ausgedehnte Untiefen gerät. Abkürzungen werden durchwegs mit Grundberührung quittiert, die selbst mit unseren HTP-Booten heikel sind, da diese voll beladen sind. Im feineren, gerundeten Schotter stecken da und dort auch scharfkantige Steine. Die ansonsten sehr flexible und zähe Bootswand kann nicht ausreichend nachgeben und wird von der Ladung gegen festgebackene scharfe Splitter gepresst, die hart wie Glas sind. Einmal steigen wir mitten im Fluss aus, heben den Kanadier leicht an und ziehen ihn behutsam in tieferes Wasser.
In märchenhafter Schönheit taucht Charité sur Loire vor uns auf. Wieder verbindet eine Steinbogenbrücke über einem Naturwehr die Ufer. Das Städchen ist in allen Einzelheiten ein optischer Genuss. Wir nehmen den Schwall unter der Brücke ohne Persenning und bekommen ganz schön Wasser ab. Zudem erschweren weite Schotterbänke und Flachwasser ein Anlanden an der Insel linker Seite, auf der sich der Campingplatz befinden soll. Vom Fluss aus ist er nicht zu sehen.
Also staken wir durch das Flachwasser hinter die Insel und paddeln ein gutes Stück stromauf, aber nichts als meterhohes Steilufer! Ich schaffe es gerade da hinauf zu klettern und erspähe hinter Brennesseln ein paar Caravans. Davor ein unüberwindlicher Zaun. Da muss sich mittlerweile die Situation verändert haben, unser Flussführer ist wie schon erwähnt aus 2004. Wir paddeln wieder zurück zur anderen Seite und schieben die Boote durch das Flachwasser ans Ufer. Endlich finden wir den Campingplatz und unweit der Rezeption auch die Einstiegsstelle im Seitenarm. Wir haben vorhin um 30 m zu früh umgedreht! Also umfahren wir noch einmal die Insel und machen nach den gemütlichen 35 km ein wenig Bewegung.
Blick auf Charité sur Loire |
Die kulinarische Belohnung an diesem Tag ist eine anstandslos geöffnete Pizzeria direkt an der Brücke mit wenigen Schritten zu erreichen, mit dem besten weißen Bordeau, den wir bislang getrunken haben. Der Realität enthoben schwingen wir uns zum Abschluss im Geiste der Sonnendichter in die Altstadt, durchwandeln staunend intime Seitengässchen mit ihren eigentümlichen Katzen und eigenwilligen alten Häuschen.
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