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Schleuse Hann. Münden |
Auch an diesem Tag werden wir mit schönem Wetter beschenkt. An der
Schleuse Hann. Münden Fulda
km 108,2 waltet ein strenger Schleusenwärter seines Amtes.
"Legen Sie hier links an. Ein Schiff kommt gleich, bleiben Sie dicht am Ufer! Sie dürfen erst hinter dem Schiff einfahren, wenn ich es ihnen sage." Ganz kooperativ befolgen wir seine Anweisungen. Wir sind ganz froh, dass wir nach den wenigen Minuten Fahrt vom Kanukulub hier nicht wieder übertragen müssen und noch mehr, dass es ab hier bis
Hameln km 134 keine Wehren und Staustufen gibt!
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Panoramaaufnahme vom Zusammenfluss Werra (links) und Fulda (rechts), von der Weser gesehen |
Bald naht das Ausflugsschiff mit einer Schulklasse und legt in der Schleusenkammer an. Manche der herunter blickenden Kinder tun mir regelrecht Leid, da sie sich an Deck nicht viel bewegen können und bei so einer monotonen Fahrt ein wenig wie Statisten im großen Theater des Lebensflusses wirken. In den kleinen, wackeligen, empfindlichen Booten steckt viel mehr Freiheit und Eigenverantwortung, der Fluss gehört uns für viele Tage, das solltet ihr da oben auch einmal erleben können! Artig fahren wir hinter dem Schiff in die Schleuse. Unten halten wir ein paar Meter mit dem kleinen Dampfer mit, doch dann drehen wir bei und bestaunen ausgiebig den Zusammenfluss von Werra und Fulda. Endlich sind wir auf der Weser!
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Hügelketten des Naturparks Münden |
Fluss und Mensch können ab hier durch das Klima von drei Naturparks Lebensenergie tanken, dem
Naturpark Münden bis
Bursfelde km 18,7, gefolgt vom
Naturpark Solling-Vogler Holzminden km 80,2 bis Bodenwerder km 110,8 und der ebenso grandiose Naturpark Weserbergland zwischen
Hameln km 135,0 und
Rinteln km 163,2. Mit der absoluten Unberührtheit scheint es jedoch vorbei zu sein.
Die idyllische Landschaft wird ab
Gimte km 2,5 hinter uns von einigen Kanadier-Ladungen eines Verleiher lautstark konsumiert. Es sind junge Leute, die am Fluss Zickzack paddeln. Wir wollen bei gemächlichem Tempo möglichst die Landschaft genießen und haben nun kilometerlang das Gekreische im Rücken. Wir suchen eine Stelle zum Anhalten, um die lautstarke Truppe vorbeizulassen. Wir sehen bei
Bursfelde km 18, einen Gastgarten am rechten Ufer, mit einer kleinen Anlegestelle, ein Art Hohlweg zum Fluss, der allerdings von der Terasse nicht eingesehen werden kann, beschließen jedoch trotzdem, dort eine Pause einzulegen. Kaum haben wir die Boot vertäut, Spritzdecke und Persenning als Sichtschutz übergezogen, als die ziemlich konfuse Schar dort ebenfalls anlegt. Im Nu sind wir eingekeilt. Ihre Ratlosigkeit lauthals kundtuend watscheln einige Mädchen triefend um uns herum, winden übermütig nasse Sachen aus und haben auch sonst kein besonders angenehmes Benehmen. Unsere Ausrüstung wollen wir jetzt lieber nicht aus den Augen lassen.
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Imporvisierender Kanuverleiher |
Da kommt offensichtlich der Verleiher mit einem Mini-Laster laut scheppernd den Weg im Rückwärtsgang herunter gefahren. Zwei Männer beginnen eher laienhaft ein Alu-Kanu auf die viel zu kurze Ladefläche zu binden, so dass es zur Hälfte hinten über das Fahrzeug hinaus steht. Dann fahren sie hoch und lassen die Jugendlichen zurück. Wir entziehen uns dem Chaos indem wir auf das Wasser zurück flüchten.
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Motivsuche am Zeltplatz |
Nun können wir uns in Ruhe treiben lassen und Picknicken im Boot. Bei angenehmen Wetter erreichen wir in Oedelsheim den Zeltplatz „Campen am Flussufer“ Man sieht viele Caravans die von Dauercampern wie Eigenheime zu einer regelrechten „deutschen Nomaden-Mustersiedlung“ in Reih und Glied aufgestellt sind. Der Platz wirkt sehr ruhig, freundlich, sicher.
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Paddlerfreundliche Einrichtung |
Gleich beim Ausstieg gibt es eine extra für Paddler reservierte Wiesenfläche, in Relation zum gesamten Platz zwar eher mickrig aber dafür in perfekter Lage am Fluss, mit Tisch und Bänken. Auf so einem Picobello-Platz gibt es eine Menge Regeln, die auf einer Vielzahl von Tafeln kundgetan werden. Überdies ist auch unser Bereich Video-überwacht, mit einer
Veröffentlichung eines Standbildes pro 15 Min. auf der Webseite des Betreibers. Wir müssen uns erst daran gewöhnen, beim Zelten einen Abend lang online verfolgbar zu sein.
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Die Weser in der gleißenden Abendsonne |
Das Abendessen im Restaurant bei der Fähre verbinden wir mit einem Rundgang durch das idyllische Dorf. Zurück beim Zelt packt mich die Lust zum Zeichnen und ich gehe mit dem Skizzenbuch unterm Arm allein in den Ort zurück und setze mich auf eine der zahlreichen Bänke von denen aus man die interessanten Fachwerkhäuser in Ruhe studieren kann.
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Fachwerkhaus in Oedelsheim |
Hinter meinem Rücken spielen zwei kleine Buben auf der Straße und ich höre, wie sie über die eigenartige Person auf der Bank, also über mich, reden. Wer ist das? Was macht er? Wie heißt er? Es dauert nicht lange, stehen die zwei "Dreikäsehoch" neben mir. Die Augen fallen ihnen vor Neugierde fast aus dem Kopf und zugleich nehmen sie jeden Mut zusammen, um nicht wegzulaufen. Ich versuche die Situation mit einem harmlosen "Hallo" zu entschärfen. Sie starren auf mein Skizzenbuch und fangen hektisch zu Zischeln an. Dann fragt einer
"Wie heißt du?" "Wolfgang". Es folgt Zischeln aus dem Entsetzen hörbar ist. "Nein, ich bin kein echter Wolf, sondern nur ein Mensch mit dem Namen Wolfgang."
"Wir haben dich schon einmal gesehen" meint einer, aber wie das gemeint war, bleibt offen, den sie werden von der Mutter nach Hause gerufen, der sie lautstark mitteilen,
"Er heißt Wolfgang, er heißt Wolfgang, er zeichnet das Haus!"
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Ein Oedelsheimer Märchenhaus in der Dämmerung |
Danach geht sich noch ein Abendspaziergang mit meiner Frau durch den Ort aus. Wir folgen den Spuren vom Gestiefelten Kater und anderen Gestalten der Märchenstraße, schleichen ganz Aug und Ohr durch die stillen, lieblich gepflegten Gassen in denen Bewohner und Besucher neben einem Höchstmaß an Ruhe alles finden, was der Mensch gerne auf einem Fleck hat: Kirche, Schule, Kindergarten, Schwimmbad, Restaurants, Gewerbe, Handwerk und Freizeitvergnügen verpackt in ein überschaubares idyllisches Dorfpanorama.
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