Fulda - Weser und Loire

Montag, 4. Juli 2011

Ruhetag in Kassel

Spaziergang in die Stadt

Allein dass es nicht regnet stimmt uns außerordentlich optimistisch für diesen Tag! Seit der Früh ist merkbar wärmer geworden. Nach dem Morgenritual wandern wir entspannt durch die Karlsaue der Stadt zu.

Karlsaue


Ebenso fasziniert wie die barocke Parkanlage beobachten wir den Auftakt zur Wetterbesserung. Es kündigen sich blaue Flecken am Himmel an!
Die Beschreibungen von Kassel führen eine lange Liste an Sehenswürdigkeiten, sogenannten "Musts" an, die jedoch unmöglich an einem Tag zu bewältigen sind. Nach unseren "kulturellen Entbehrungen" der letzten Tage reichen uns im Grunde der schlichte Anblick der Straßen, Gassen und Plätze, Namen und Bedeutung der wichtigsten Bauwerke, welche auf unserem spontan gewählten Rundkurs durch die Innenstadt liegen. Die documenta, die Wilhelmshöhe, das Brüder Grimm Museum, das Stadtmuseum ..., wir heben all diese Highlights für später auf, manche sind ohnehin wegen Renovierung geschlossen.
Skizze eines für sich sprechenden Graffitis an einer Hausmauer im Zentrum

Viel mehr reizen uns jetzt die spontanen Eindrücke, das pulsierende Leben in den Einkaufsstraßen, Spiegel von Wünschen und Sehnsüchten, deutsche und exotische Gesichter,

Musizierendes Zigeunermädchen vor einem Denkmal gegen Rassismus und Gewalt.

Straßenmusiker, provokante Halbweltsgestalten, gelangweilt turnende Straßenkinder ab und zu ein Spanner im schwarzen Porsche oder Hummer.

Turm der Lutherkirche
Eine  Alkoholikerin in mittleren Jahren bettelt um einen Euro und sie versucht stotternd Fremdenführerin zu spielen, als sie merkt, dass wir ahnungslose Touristen etwas über das weggebombte Kirchenschiff der Lutherkirche wissen wollen. Sie überlegt krampfhaft den Namen dieses Weltkulturerbes und lässt uns die Qual und Tragik ihrer Existenz spüren, während ich die Münze hervorhole. 
Es gibt noch einen pragmatischen Grund, durch die belebte Innenstadt zu streifen. Wir suchen intensiv eine Buchhandlung, um endlich zu einer geeigneten Karte für die Weser zu kommen. Ich war so leichtsinnig zu glauben, diese vor Ort kaufen zu können. Keine Chance. Für Rad- und Wanderkarten gibt es in jeder Shopping-Mall reichlichst Auswahl, doch für Wassersport vor der Haustür - nichts. Selbst ein Outdoor-Spezialist in einer Seitenstraße kann nicht weiter helfen. "Tausende von Paddler" sind also ausschließlich auf das Internet angewiesen? In einem mehrstöckigen Buchgeschäft mit einer halben Etage für Reiseliteratur finden wir endlich ein Deutsches Flusswanderbuch, sogar die aktuellste Auflage! Kombiniert mit einer detailreichen Karte des Weser-Radweges ist nun die Orientierung bis zum Ende der Tour gesichert.

Fotoshooting eines Sprung-Akrobaten

Über den Königsplatz nehmen wir den Weg zurück zum Zeltplatz entlang der Orangerie, durch den barocken Park von Wilhelm IV. und lassen das Freizeitverhalten der Parkbesucher auf uns einwirken. Ein junger Akrobat vollführt erstaunliche Saltos und Schrauben, während ein anderer die Figuren mit der Kamera einzufangen versucht, was nicht so leicht zu gelingen scheint. Immer wieder muss der Junge springen, doch der Fotograf gestikuliert resigniert und hantiert an seinem Teleobjektiv herum.  Jetzt will ich es auch wissen. Mit der Handykamera warte ich den nächsten Sprung ab und zack - hab ich ihn schon! Zwar schön in der Luft schwebend,  habe ich leider auch nur die unedlere Seite der flüchtigen Pose eingefangen.

Endlich Sonnenschein nach tagelanger Kälte und Regen!
Zurück am Platz trägt die PSV – Jugend ihre tropfenden Rennboote in das Bootshaus. Sie haben bereits um 10 Uhr vormittags beim Trockentraining an der korrekten Paddeltechnik gefeilt, dann ging es für mehrere Stunden in gezielten Einheiten aufs Wasser und jetzt vollführen sie vor unserem Zelt ein abschließendes Zirkeltraining. Die restliche Power wird zum Aufräumen, Reinigung der Anlage und abschließender Körperpflege eingesetzt. Hut ab vor diesen Jugendlichen! Doch auch von anderen Klubs geht reger Trainingsbetrieb aus, Paddler, Ruderer verschiedener Sparten ziehen vor der Karlsaue auf und ab.
Wir sitzen zufrieden in der Sonne und sehen dem allem zu.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen