Fulda - Weser und Loire

Donnerstag, 14. Juli 2011

Von Nienburg bis Hoya

Weser 14. Tag

Ich träume von Eis, Treibeis. Die Landschaft wird durch einen Wintereinbruch mit einer weißen Schneeschicht überdeckt. Dazu kommt ein dramatisches Hochwasser auf der Weser, im Nienburger Hafen steht das Wasser bereits bis zum Weg vor dem Zelt, Eisschollen treiben vorbei, es fällt dichter Schneeregen. Die Hügel rundum sind zu geschneit, dieser Sommer ist eine echte Katastrophe...

Die roten und grünen Holzpantoffel des KC Nienburg werden nach wie vor auf Touren getragen. Zwei ausgediente Exemplare zieren hier den überdachten Holzesstisch.

Immer wieder wache ich auf und höre das Zerren des Windes an den Zeltplanen, das Prasseln des Regens. Doch gegen Morgen Wetterberuhigung! Es hellt auf, da und dort erscheinen sogar blaue Flecken! Wieder bauen wir das Zelt trocken ab und freuen uns, dass wir unsere Fahrt unter annehmbaren Bedingungen fortsetzen können. Wir fühlen uns durch diesen gastfreundlichen Ort gestärkt und optimistisch. Der ehem. 1. Vorsitzende Wolfgang Rieke kommt tatsächlich wie versprochen in der Früh mit dem Fahrrad vorbei und bringt eine Liste mit aktuellen Zugverbindungen nach Bad Hersfeld. Er macht uns nochmals Mut, meinte aber, zur Not gäbe es in Verden einen gut zu erreichenden Bahnhof, falls das Wetter ungünstig wird.

An diesem Tag haben wir eine Etappe von 30 km vor, eine ehrliche Distanz bei sehr geringer Strömung.

Stauanlage Drakenburg km 277,7
Nach ca. 7 Kilometer sehen wir bei Mehlbergen die Abzweigung in einen Schleusenkanal, wir halten uns rechts in die aufgestaute Weser, wo wir nach 2 Kilometer das Kraftwerk Drakenburg erreichen. Die Überwindung der Staustufe über die Bootsgasse macht keine Probleme, wenn meine Frau aussteigt, kann ich mit dem offenen Kanadier mit voller Beladung hinunter rutschen, ohne einen Tropfen Wasser ins Boot zu bekommen. Für unseren Junior mit dem Kajak ist es ebenfalls eine willkommene Abwechslung nach dem langweiligen Staubereich.

Zwei Logger mit Aalhamen, dahinter Drakenburg


Der Wind weht kräftig, aber dafür in den Rücken, was eine willkommene Zusatzleistung der Natur zur schwachen Strömung ist. Vor Hassbergen macht die Weser jedoch einen Bogen nach Süden und die trichterförmig ausgebauten Ufer erzeugen einen regelrechten Düseneffekt. Der Wind wirft schäumende Wellen auf. Es bläst so stark, dass wir die Persenning aufziehen und uns knapp am Ufer vorwärts kämpfen müssen.

Eines der zahlreichen Kieswerke auf der Strecke.

Blick auf Eystrup km 292

Auf dieser Etappe dominieren Wind und Wellen das Geschehen und wie schnell wir voran kommen hängt jett vom Winkel der Biegungen ab. Wir werden von Regenschauern verschont, aber die Sonne lässt sich kaum mehr blicken. Es ist kühl genug, um den Tag in unseren leichten Neoprensachen zu verbringen.

Unser Zelt im Windschatten einer Weidengruppe rechts hinter dem Damm (nicht mehr im Bild)

Gegen 17.00 erreichen wir endlich Hoya, wir legen bei dem kleinen Bootshafen am linken Ufer an, hinter dem Damm ist das Klubgebäude. Der Platzwart vom WSV stellt sich als sehr entgegenkommend heraus, er bietet uns wegen dem starken Wind eine Übernachtungsmöglichkeit im Klubhaus an, was ich in Erwägung ziehe, falls die Situation noch schlimmer wird. Es ist gar nicht so leicht, einen halbwegs sturmsicheren Platz für das Zelt zu finden. Der Damm selbst bietet kaum Schutz. Da sehe ich etwas weiter entfernt auf einer Wiese eine Jolle mit einem schlaffen Achtersegel auf Halbmast auf einem Bootstrailer liegen, einige Personen arbeiten an der Takelage. Wie ist es möglich, dass es das Boot dort nicht vom Trailer weht? Die Antwort ist eine kleine Weidengruppe hinter dem Damm, die einen Windschatten in einem kleinen Bereich der Wiese schafft. Dort hin werden wir unser Zelt stellen! 
Unser Zelt wird durch die Baumgruppe hinter dem Damm ausreichend vor dem Sturm geschützt. Wie sehr es weht, hört man am Rattern die Flaggen und dem monotonen Schlagen die Metalldrähte gegen die Fahnenmasten. Nicht auszudenken, wenn wir weiter drüben stehen würden, wo sich jetzt die Büsche biegen. 


Nixe vom WSV Hoya
Die Waschräume sind per PIN zu öffnen, die sanitären Anlagen entsprechend gepflegt und sauber. An so einem unwirtlichen Tag kommt uns dieser Komfort sehr gelegen. 

Eine Familie verlädt ihre Jolle

Gegen Abend ziehen dunkle Wolken auf, wir machen trotzdem einen Erkundungsgang in den Ort, um den Markt für die morgigen Provianteinkäufe zu finden. Da es wieder zu regnen beginnt, kehren wir bald zum Zelt zurück und sammeln Kraft für den morgigen Tag.





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