Dienstag, 16. Juli 2013
Von Florent-le-Vieil bis Oudon
Wir verbinden die morgendliche Suche nach frischen knusprigen Baguettes mit der Besichtigung von Florent-le-Vieil, eine malerische Kleinstadt, einem historischen Brennpunkt der Vendée-Kriege. Am Plaza Mont Glonn bietet sich unter weiterhin strahlend blauem Himmel ein wunderschönes Panorama des Loire-Tales dar. Wie eine Klippe ragt die Abtei am unterem Ende des Platzes aus der Altdünung einer blutigen Vergangenheit, gegenüber befindet sich eine Gedenksäule auf einem kleinen Hügel. Jene erinnert an den Übertritt der Armee Vendéenne über die Loire 1793, an das maßlose Verwirrspiel des Bürgerkrieges in einer nicht enden wollenden Gewaltspirale.
Einige französische Pfadfinder, welche der Gedenkstätte einen Pflichtbesuch abstatten, grüßen korrekt beim Vorbeigehen. Direkt neben der Abtei befindet sich ein gut ausgestatteter Boule-Platz. Es geht mit dem ofenfrischen Gebäck durch die engen Gässchen, eine sehr vielversprechende Ausstellung erstklassiger Aquarelle öffnet erst um 14 Uhr, so lange wollen wir dann doch nicht bleiben.
Es ist unsere letzte Etappe bis Oudon, vor allem sind wir auf die Gezeiten gespannt. Irgendwann könnte es zu einer Verlangsamung oder gar einer Gegenströmung kommen. Die Loire wirkt tatsächlich eine Spur langsamer, aber von Gezeiten ist noch nichts zu bemerken.
Dafür hat es eine Affenhitze und wir legen ab und zu hinter Buhnen an, wo sich meist ein kleiner Sandstrand gebildet hat und nehmen ein kühlendes Bad. In einer der Buchten schwimmt erstaunlicherweise Sand in kleinen Flecken auf der Wasseroberfläche.
Die Oberflächenspannung trägt die einzelnen Körner, welche wahrscheinlich vom Wind in die Bucht geweht werden. Wenn man kleine Wellen macht, gehen die Körner sofort unter. Einer dieser Flecken hat die perfekte Form eines handtellergroßen Herzens. Fasziniert und regungslos lassen wir das Herz an uns vorbei treiben. Es ist wie ein liebevoller Gruß eines sanft gestimmten Flusses, der uns auf dieser Fahrt vom ersten Paddelschlag an nur Angenehmes widerfahren lässt.
Da wir über den Zeltplatz vor Nantes nichts genaues wissen, fassen wir den Entschluss, doch Oudon km 925 als Endpunkt unserer Reise zu wählen. Nantes lässt sich mit der Bahn leicht erreichen, von dort müssen wir die Rückholung des Autos organisieren. Wir wären gerne noch einen Tag am Fluss geblieben, aber die Sorge, dass alles zeitgerecht klappt ist dann doch größer.
Oudon an sich ist keine schlechte Wahl, der Campingplatz ist sehr ruhig, der Bahnhof nur wenige Schritte entfernt. Wir nützen die restlichen Stunden des heißen Nachmittages, um den Ort und das Schloss zu erkunden, einem alten Turm am Hügel wurde eine banale Garage angefügt, entlang dem Havre-Flüsschen entdecken wir einen kühlen Waldpfad.
Neben unserem Zelt grast ein Esel, den Wanderer zum Transport ihres Nachwuchses gemietet haben. Voll Hingabe spielen drei Männer vor dem Waschhaus Boule.
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