Dieser Morgen ist noch herrlicher als die vorhergegangenen. Nach den Revolutionsfeierlichkeiten joggen sich einige entlang der Maine die überschüssigen Kalorien weg. Die sympathischen Schweizerinnen bepacken bereits ihre Fahrräder und wir plaudern über Druckstellen von Dreibeinhockern, die identisch sind von denen der Fahrradsättel. Wieder suchen Taucherteams unter der Brücke nach der ertrunkenen Person.
Wir paddeln in einen heißen Sonntag, einzig auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen am Wasser. Wir nehmen uns ausreichend Zeit und finden wenige Kilometer unterhalb eine schöne Insel. Unter dem kühlenden Schatten der Weiden ist es gut auszuhalten. Der Sand ist so heiß, dass es an den Fußsohlen ordentlich brennt, das Wasser der Loire fließt so lauwarm dahin, dass die eingelagerten Getränke nicht richtig kühl werden wollen.
Die Hitze des frühen Nachmittags treibt immer mehr Leute auf die breiten Schotterbänke der Loire. Manche grillen sich in der prallen Sonne, andere spannen Sonnenschirme auf, oder suchen im Gebüsch der gegenüberliegenden Insel die man durch einen seichten Arm leicht erreichen kann, nach Schatten. Eine Gruppe junger Leute bevölkert weiter unten den Schotterspitz, tobt sich im flachen Wasser aus, aber sie benehmen sich nicht ungut und man hat das Gefühl, dass sie das Bedürfnis nach einer gewissen Distanz respektieren. Wir haben wirklich Glück mit unserem schattigen Plätzchen und sind froh, dass wir trotz des Andranges ungestört bleiben.
Es wird langsam Zeit, den Zeltplatz zu erreichen. Das sonnige Wetter nutzen auch die Wasserskiläufer, die mit ihren Motorbooten in einem abgegrenzten Bereich hin und her rasen. Wir sind von sehr schlimmen Erlebnissen mit Motorboot-Rowdies auf Donau und Weser buchstäblich traumatisiert und können solche "Freizeitbeschäftigungen" in Wasserbiotopen eigentlich nicht mehr akzeptieren.
Die Situation hier an der Loire ist zum Glück nicht so schlimm. Allein schon wegen der Untiefen und Schotterbänke ist die mit Bojen gekennzeichnete Fahrtrinne recht schmal und es gibt für Paddler eine breite sichere Zone außerhalb, wo Raser sehr schnell ihre Boote ruinieren würden. Auch hier erinnert mich die Loire an die Donau meiner Kindheit, als es dort noch nicht ein Kraftwerk nach dem anderen gab. Damals mussten sich die Motorisierten ebenfalls an die Fahrtrinne halten, da sie sonst auf Buhnen oder ähnliches aufgelaufen wären und gaben damit einen Teil des Flusses für Wassersportler frei. Mit den Stauseen hat sich das sehr zum Nachteil für Paddler, Surfer, Segler usw. verändert, da die gesamte Wasserfläche von Rasern in Besitz genommen wurde und es scheinbar keinen Konsens darüber gibt, dass Motorbootlenker - besonders unter dem Einfluss von Alkohol (!) - genauso aus dem Verkehr gezogen und bestraft gehören wie jene auf der Straße.
Wenn wir auch "Sport"Motorboote als störend und sehr umweltschädlich empfinden, kann man jedoch nicht behaupten, dass sich die Fahrer auf der Loire uns gegenüber rücksichtslos verhalten hätten.
Leider ist von
den Motorbootfahrern auf vielen Flüssen und Stauseen in Deutschland oder
Österreich das nicht zu erwarten, auch nicht, dass entsprechende Vorschriften eingehalten und
Rowdies von einer halbblinden Strompolizei gemaßregelt werden.
Wir haben noch nicht ganz heraus gefunden, woher die
grundsätzliche Disziplin auf der Loire kommt, aber ich vermute, dass die
Franzosen am riesigen Atlantik
bessere Schifffahrtskompetenzen erlangen können und lieber auf offener
See die Sau raus lassen. Sie verfallen so nicht in das Angebertum
eines Provinzkapitäns, der sich auf jedem Ententeich produzieren muss.
Mit einem Gefühl der Erleichterung lassen wir die lärmende Wasserski-Zone hinter uns, trotz des Getriebes haben wir den Campingplatz kurz vor Chalonnes-sur-Loire km 880 wohlbehalten erreicht.
Der große Platz ist, abgesehen von der nahen Straße, ebenfalls ruhig und günstig.
Bei einem kleinen Erkundungsgang in den Ort fällt auf, dass in vielen kleinen Details in selbstloser Manier auf das aktive Wohl von Gästen und Bewohnern Rücksicht genommen wird. Vor der Einmündung der Louet in die Loire gibt es Volleyball-Netze auf den Schotterbänken, die Layon wurde zu einem Stadtteich erweitert mit ausgeschilderten Fischplätzen für Behinderte, angrenzend sind Schwimmbad und weitläufige Sportanlagen, überall Blumen und nochmals Blumen mit zahlreichen Bänken zum Rasten, Essen und Schauen.
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