Auf solchen Reisen kappen wir bewusst die Verbindung zu Internet und Konsorten, wir bewegen uns wenn möglich in der Unvirtualität, fragen Einheimische und keine Suchmaschinen. Eine ebensolche hilfsbereite Einheimische hatte uns am Vortag in die Benutzung der Regionalbahn eingewiesen. Eigentlich läuft alles wunderbar und doch warten wir sauer wie trotzige Kinder am Bahnsteig auf den Regionalzug nach Nantes. Ich weiß es nun mit Sicherheit, wir hätten doch nicht hier aufhören sollen. Wir haben den schönen Abschluss verschenkt, steigen statt dessen ohne Perspektive in diesen Zug und verplempern die schönsten Tage im Jahr. Und dann - endlich ein rettender Plan! Wir steigen in den Zug und wir werden weiter paddeln. Meine Idee ist spontan einfach und gibt unserem Unternehmen wieder den alten Schwung zurück.
Die Fahrkarte dürfen wir beim Schaffner lösen, denn der Automat am Bahnhof ist kaputt. Aber ansonsten stimmt der Komfort, bequem erreichen wir in Kürze den Gare SNCF im Zentrum. An der Information bemüht man sich redlich St. Ay zu finden und wir bekommen mit einmal Umsteigen über Blois eine relativ rasche Verbindung. Bis zur Abfahrt geht sich ein Abstecher ins Zentrum zur Cathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul aus.
Wir genießen nun die Zugfahrt, ab und zu gelingt ein Blick auf die Loire und frische Erinnerungen an die letzten Tage werden wach.
Spielender Junge im Abteil |
Wir lassen Oudon links liegen und fahren die Autobahn weiter Richtung Nantes. Unser Plan ist, den Campingplatz per Auto zu finden, die Lage am Wasser zu erkunden und falls erforderlich - einen Platz zu reservieren. Über die Abzweigung Thouare-sur-Loire gelangen wir schließlich zum Camping Belle Riviere, nur wenige Kilometer vor Nantes. Der Platz ist ziemlich voll, es herrscht reger Betrieb, die Leute stehen Schlange in der Rezeption. Mit einigem Hin und Her gelingt es klar zu machen, was wir wollen und einen Platz für morgen zu reservieren. Wir zählen und zahlen als "Radfahrer".
Wir erkunden den Ausstieg am Ufer. Es war richtig, vorher her zu kommen und die Lage zu besichtigen. Der Platz liegt hinter einer Insel, vom Hauptstrom aus nicht sichtbar. Der Seitenarm ist mit etlichen Wehren verblockt, die bei Ebbe alle trocken fallen. Von oben ist da kein Durchkommen. Man muss also die Insel von unten umrunden und bei Ebbe das Boot einen knappen Kilometer durch das seichte Wasser bringen, eventuell über die Steine vor dem Ausstieg heben. Aber das nehmen wir in Kauf. Abgesehen von der bei Ebbe schwierigen Zufahrt ist der Platz als Endpunkt einer Tour durchaus geeignet. Bahn und Bus lassen sich zu Fuß erreichen.
Zufrieden fahren wir mit dem Wagen durch das Loiretal zurück nach Oudon. Die Sonne ist schon hinter dem Horizont verschwunden, eine funkelnde Venus folgt ihr nach. Die junge Rezeptionistin öffnet uns trotz der späten Stunde freundlich und es dauert eine Weile, bis wir unser kompliziertes Manöver ausdolmetschen können. Wir bleiben diese Nacht noch hier, das Auto holen wir dann morgen am Abend.
Wir zahlen gleich 3,50 € für den Standplatz und für die Nacht: nichts, geschenkt.
Warum das?
Weil wir ja den ganzen Tag nicht da waren.
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