Knapp nach Sonnenaufgang wecken uns die fauchenden Geräusche einer Armada von Heißluftballone, die direkt über unserem Zelt abzuheben scheinen. Ich springe in den kühlen Morgen und sehe noch ein paar schnell dahinziehende Mongolfiers, die in Wahrheit bereits sehr hoch sind. Es ist ein goldblauer Morgen mit einem Schuss Zinnober.
Einer der Ballone bleibt ganz dicht über den Baumwipfeln, Häusern und Strommasten, geht hinter der Brücke noch tiefer fast aufs Wasser, fährt direkt auf die Stadt zu und wird vor dem Schloss steil hoch gefahren. Im Geiste sehe ich die tollen Videoaufnahmen von Türmen und Erkern dieser waghalsigen Mannschaft.
Unsere deutschen Paddler, der Berliner mit Tochter, sind bereits früh aufgebrochen, um die Schlossbesichtigung unterzubringen, ihre Kajaks haben sie vor der Stadt am Ufer zurück gelassen.
Der Schwall unter der Brücke von Chaumont km 712 ist leicht zu fahren. Danach lassen wir uns treiben und begnügen uns damit, Ameisenschwärme von Touristen zu beobachten, die in der Hitze des Vormittags den Schlossberg erklimmen. Vor der Stadt ankern einige der traditionellen Segelkähne, deren Betreiber auf Kunden warten.
Etwas unterhalb liegt eine geschützte Brutinsel, Ausgangspunkt der vielen Wasservögel in der Region. Es gibt massenhaft Strände, doch wegen dem Wochenende scheinen die besten Plätze mit kühlendem Schatten von den ortskundingen Einheimischen bereits belegt. Mittlerweile sind viele Verleih-Boote am Wasser, Familien mit Kindern, Pärchen, Gruppen von Jugendlichen, alle auf der Suche nach einem kühlen Platz am Wasser in der Gluthitze.
Mit etwas Geduld finden wir eine schattige, sandige Nische, nach den Stunden in der prallen Sonne endlich ein ersehntes Bad. Bis zur "Goldinsel" Ile d' Ore km 730 ist es nicht mehr weit. An der 2. Brücke der Insel bei km 731 müssen wir am rechten Ufer treideln. Genau unter der Brücke wirft ein kindischer Kindsvater mit seinem Kind hallende Knallkörper.
Die erste Rampe des großen Campingplatzes auf der Insel im Rechten Arm der Loire ist mit einem Geländewagen und einer Masse von PE-Booten zugestellt, die zweite dient als Schrägfläche für eine Grillparty. Oben ist der Platz knallvoll mit saufenden, herumrennenden, rauchenden, trommelnden Jugendgruppen, die so richtig in Fahrt kommen, dazu Dreck, Qualm, Lärm, Hitze, Hunde, das permanente Gedröhne von Harley-Horden auf Brücken und Straßen - es riecht unterschwellig nach Stunk, Klau oder schlaflose Nacht, wir flüchten wieder auf das Wasser.
Die goldene Insel und das sagenhaft schöne Amboise sind an diesem hitzigen Sonntag komplett überlaufen, sind scheinbar begehrtes Ziel für Motorrad Cliquen. Schlossanlage und Kathedrale ragen wie Klippen aus der Brandung der selbstvergessenen Massen, erzittern unter einer dröhnenden Wolke aus Schall und Rauch.
Fasziniert und enttäuscht sehe ich das grandiose Château d'Amboise in die Ferne rücken, das Schloss am Felsen so wunderbar, aber sonntägliche Ansturm ist einfach zu abschreckend. Falls wir nochmals hier herkommen, dann sicher nicht am Wochenende.
Wir ziehen also weiter bis Montlouis-sur-Loire km 741, steigen aus, schauen uns um. Der Campingplatz vor der ersten Eisenbahnbrücke km 742 existiert nicht mehr. Dank Internet-Recherche vor der Reise weiß ich von einem weiteren Platz, den es am linken Ufer genau zwischen den beiden Eisenbahnbrücken geben soll. Er ist vom Fluss aus nicht zu sehen, da er sich hinter dem hohen Damm der Uferstraße befindet. Wir legen an einem sehr steilen Ausstieg an und ich mache mich auf die Suche. Tatsächlich, da ist er!
Zuerst muss die Ausrüstung die steile Böschung nach oben, aber dann geht es über einige Meter Radweg problemlos zum Eingang. 13 €, sehr angenehmer, ruhiger Platz, sind heilfroh, nicht auf der Ile-d'-Ore geblieben zu sein, ein paar Schritte von hier ist ein Supermarkt, neben der Rezeption eine Pizzeria. Wir haben eine große Wiese mit schattigen Bäumen allein für uns, als Nachbarn einige Camper, die beisammen sitzen und ruhig palavern. Weiter hinten einige Radfahrer die still vor dem Zelt sitzen und ausspannen.
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