Donnerstag, 11. Juli 2013
Von Gennes bis Les Ponts-de-Cé
In der Früh reizt mich der Aufstieg zu dem nahen Hügel, auf dem die Église Saint-Eusèbe als Teil des Circuit du Patrimoine zwischen den Baumwipfeln hervorragt. Ein alter mauergesäumter Weg führt die wenigen Minuten durch den Wald nach oben. Sofort fällt die gebogene achteckige Turmhaube und das teilweise karolingische Kirchenschiff mit seinen Fratzenreliefs ins Auge. Ein Blick zwischen die Bäume bietet eine weite Aussicht in das Loiretal. Angrenzende Teile eines Seitentraktes haben den Charakter einer Ruine, welche das Memorial der Kadetten der Kavallerieschule von Saumur beherbergt. Eine Infotafel verrät, dass der Fund einer Merkurstatue sowie gallo-romanische Mauern darauf hindeuten, dass die Kirche einst auf antiken Resten erbaut wurde. Nach der französischen Revolution wurde das Gebäude entsakralisiert und als Knabenschule und danach als Rathaus verwendet.
Der Wind hat die frühen Wolkenschleier verblasen, alles zeigt sich bei herrlichstem Sommerwetter in frischen Farben. Mit der sanften Strömung gleiten wir an sattgrünen Ufern entlang. Es folgen zahlreiche große Inseln mit vorgelagerten Sandbänken und eine am rechten Ufer Reihe kleiner Ortschaften mit charakteristischen Kirchen.
So urwüchsig die Natur hier dominiert, richtig einsam ist man nie, die idealen Stellen zum Anlegen sind meist schon durch Fischer oder Personen mit Leihbooten belegt. Sportbootfahrer oder Wanderbootfahrer haben wir in den letzten Tagen so gut wie nicht gesehen. Auf den Zeltplätzen sind wir ab Tours eine Ausnahmeerscheinung unter Radfahrern, Bikern oder Campern. Wir finden es interessant, dass wir vornehmlich unter Einheimischen sind.
Die Loire führt noch immer reichlich Wasser, aber wir müssen uns sehr nach den Bojen richten, die seit Saumur die Fahrtrinne anzeigen. Ein Abweichen ist unweigerlich mit dem Verlassen der Strömung und dem Auflaufen auf Untiefen verbunden. Wir taufen die Bojen ihrer Form und Farbe wegen "grüner Chinese" und "roter Kapitalist", Gegensätze, die sich in dieser Form gefunden haben.
Die Loire wirkt nun wie eine weite Seenlandschaft, in welcher der schmale Strang der Hauptströmung hin und her schwingt. Auf manchen Inseln sieht man an höheren Böschungen Gebäude, vereinzelt Schafe, Kühe, aber ansonsten macht hier der Fluss, was er will, deutlich erkennbar an den gewaltigen Hochwassermarken und den natürlichen Abtragungs- und Verlagerungsmonumenten der Loire.
Schließlich finden auch wir einen kleinen Strand gegenüber der weit hingezogenen Kette der Kirchen am rechten Ufer. Doch selbst in dieser weiten Flussgeraden bleiben wir nicht allzu lange allein. Eine lebendige Kindergruppe legt mit Leihkajaks vielleicht 20 Meter neben uns an. Aha, einige müssen mal. Eine Aufsichtsperson pfeift die Schar zusammen, bald legen sie wieder ab. Die Kinder haben ihren Spaß, wackeln mit den Booten, fechten mit den Paddeln, der Betreuer muss gute Nerven haben und optimistisch sein, dass nichts ernstliches passiert.
Wir lassen das Theater über uns ergehen, es ist zu schön, um sich aufzuregen. Fast andächtig paddeln wir dann langsam das letzte Stück bis Les Ponts-de-Cé, die Brücken davor bieten bei dem Wasserstand keine Probleme, sofern man mit halbwegs offenen Augen fährt. Die Reste der gesprengten Eisenbahnbrücke, die von der Wucht der Sprengung verrutschten Pfeile bieten einen kuriosen Anblick. Ein grüner Chinese und ein roter Kapitalist markieren die nur wenige Meter breite Durchfahrt, rechts und links sollen noch Eisenteile der Brücke im Flussbett liegen. Die Bojen schwingen in der Strömung hin und her, ist gar nicht so leicht, sie mittig zu nehmen. Auf einer der vorgelagerten Inseln lässt sich ein knallgelber Pirol bequem im Feldstecher beobachten.
Rechts nach der Steinbrücke im Hauptstrom von Les Ponts-de-Cé km 860 (die Stadt ist auf mehrere Inseln verteilt, der Hauptstrom wird durch die Bojen markiert) legen wir an der gepflasterten Rampe an. Vor dort ist es nur ein kleines Stück bis zum Camping de l'ile du Château , der Platz kostet 42,20 € für 2 Nächte, die gute Lage auf Extra-Wiese, das angrenzende Schwimmbad mit den jauchzenden Gästen, Spielplätze, sonstige komfortable Ausstattung und das nahe Château natürlich rechtfertigen wohl den Preis. Wir machen noch eine schnelle Runde durch die Altstadt und lassen den Abend vor dem Zelt ausklingen.
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